Er ist Politiker, Lehrer und Schriftsteller und ein Vordenker aus Schleswig-Holstein: Arfst Wagner. Er war von 2012 bis 2013 Mitglied im Deutschen Bundestag, von 2015 bis 2017 auch Landesvorsitzender von Bündes 90/Die Grünen Schleswig-Holstein, ehe er 2018 parteilos wurde. Er schreibt heute im Gastbeitrag darüber, wie er sich unser zukünftiges Leben vorstellt – und unsere politische Landschaft.
Arfst Wagner
Lies mehr über Arfst bei Wikipedia und hier auf seiner Webseite: www.arfst-wagner.de
Die Frage „Wie wollen wir leben?“ ist in der immer komplexer werdenden Welt des 21. Jahrhunderts nur sehr vielschichtig zu beantworten. Dabei ist es grundsätzlich wichtig zu wissen, wohin man will. Ohne eine Utopie kann man sich nicht verorten. In Krisenzeiten, in denen wir derzeit leben, ist es aber auch wichtig, die Wege zu kennen, die eine Chance bieten, solche Utopien auch zu erreichen. Dabei können Fehler unterlaufen, die zu vermeiden sind. Auf diese und auf Möglichkeiten, diese zu vermeiden, möchte ich mich in meinem Beitrag beschränken.
Wir leben weltweit und auch in Deutschland in einer Gesellschaft, die sich immer mehr spaltet. Feindbilder spielen derzeit leider eine große Rolle. Die einen schimpfen über Politiker, die anderen über Banker, andere wieder generell über Reiche, wieder andere über Leistungsempfänger unserer Sozialsysteme. Und noch andere über Flüchtlinge.
“Politik wird nicht nur von Politikern, sondern von uns allen gemacht. ”
— Arfst Wagner
Politik umgibt uns wie die Luft, die wir atmen. Schon beim Einkaufen, bei der Wahl unserer Krankenkasse oder dem Institut, bei dem wir unser Konto haben. Dabei wird die Richtung der Politik meistens von partiellen Interessen bestimmt. Nicht nur, aber auch von Parteiinteressen, die wiederum bestimmte Bevölkerungsgruppen oder andere Interessengruppen wie zum Beispiel Wirtschaftsverbände vertreten. Was wir aber zunehmend brauchen ist ein politisches Denken, das die gesamte Gesellschaft im Blick hat, das also Interessen zusammenführt, statt die auseinander zu dividieren. Wir brauchen keine grüne, rote, schwarze und erst recht keine braune Politik, sondern eine, von der sich alle Menschen vertreten fühlen. Dieses systemisch-politische Denken ist durchaus möglich. Dazu muss man es jedoch zunächst in seinem eigenen Denken verwirklichen. Wer etwas nicht will, findet Gründe, wer etwas will, findet Wege.
Die Probleme, vor denen wir derzeit stehen, sind gewaltig. So sehen wir gerade die Lebensgrundlage für künftige Generationen in die Katastrophe laufen. Es reicht nicht, nur an diese oder die nächste Generation zu denken, auch wenn ich manchmal froh bin, wenn jedenfalls das geschehen würde. Wir müssen jedoch viel weiter denken.
Derzeit befinden wir uns auf dem Weg in eine Klimakatastrophe, die vielen Menschen weltweit die Lebensgrundlage zu entziehen droht. Wir stehen aber auch vor einem relativ kurz- bis mittelfristigen Zusammenbruch unserer sozialen Sicherungssysteme. Trotz vieler Bemühungen klafft die Schere zwischen arm und reich immer wieder auseinander. Klimakatastrophe und soziale Problematik hängen vielfach auf das Engste miteinander zusammen. Sie müssen zusammengedacht werden.
In etwa 40 Jahren gehen weltweit die meisten Rohstoffe zur Neige. Wir leben global derart über unsere Verhältnisse, dass wir fast schon theoretisch eine zweite Welt bräuchten. In den nächsten Jahrzehnten wird ein nationalegoistischer Kampf um Rohstoffe beginnen, der alles, was es derzeit an Kämpfen gibt, weit übersteigen wird. Wasser wird knapper. Das verheißt nichts Gutes, wenn wir es nicht schaffen, durch das oben erwähnte systemisch-politische denken eine deutlich solidarischere Welt zu schaffen, die nicht mehr von Ego-Kultur oder Nationalinteressen bestimmt wird. Manche sind sogar schon dabei, diese Welt, die Erde aufzugeben und versuchen, eine Flucht in eine Metawelt oder die Kolonisation des Mars vorzubereiten. Sie tragen dazu bei, die Konzentration auf die Rettung der Menschheit und der Welt zu schwächen. Ob die digitale Welt, die wir gerade deutlich ausbauen, in der Zukunft eine Hilfe sein kann oder eine weitere Belastung für die Menschheit darstellt, ist noch lange nicht entschieden.
“Wir haben es in der Hand. ”
— Arfst Wagner
Der Zustand der Welt spiegelt uns permanent unser eigenes Verhalten zurück. Erde und Mensch gehören zusammen. Wir müssen uns selbst als Kulturwesen begreifen, die nicht ausschließlich aus einem Grund leben, nämlich dem, wirtschaftliches Wachstum zu erzeugen. Wir brauchen eine Wirtschaft, die uns alle versorgen kann und uns in Gemeinsamkeit mit der Natur eine Lebensgrundlage erhält. Wir brauchen aber auch ein ganz anderes Wachstum, nämlich, ganz unabhängig vom Wirtschaftswachstum, ein kulturelles Wachstum. Denn auf dem Gebiet der Kultur, auf dem der Mensch, also wir alle, uns als Mensch entwickeln, liegt unsere eigentliche Aufgabe, alles andere bietet dazu nur die Grundlage. Hier wird die Bildung zum Thema, die viel mehr ist, als Berufsvorbereitung. In unserer Bildung, unserer Kultur liegt unsere eigene Utopie als Mensch.
Deshalb ist die eine Seite der Frage: In welcher Welt wollen wir leben? Die andere Seite ist: Wie wollen wir selbst sein in einer neuen Welt. Denn die neue Welt wird so sein, wie wir selbst es sind. Wir brauchen nicht nur eine Utopie von der Welt, wir brauchen auch eine Utopie von uns selbst. Darüber müssen wir lernen, wieder nachzudenken. Wir sind nicht nur dabei, die Welt zu zerstören, wir sind auch dabei, uns selbst zu zerstören. Hier muss eine echte Wendezeit gelingen. Wie sagte schon Albert Einstein? Wir brauchen ein neues Denken, wenn wir als Menschheit überleben wollen. Damit sollten wir endlich beginnen.
Ausstellung zu den Themen Traumata & Demenz
mit Leinwänden, Bildern und Kunstwerken von Uwe Pohlmann
Wir (Anne Wermelskirchen und Heiko Kolz) laden dich ein zur Ausstellung auf dem Easterfield Campus in Hamburg am Samstag, den 21.01.2023 um 16 Uhr.
Uwe Pohlmanns Leinwände und Bilder dürfen nicht einfach in Vergessenheit geraden! Deswefen haben wir diese Ausstellung ins Leben gerufen. Auf zwei versciedenen Rputen kannst du das Gelände erkunden, ab 17 Uhr gibt es einen Vortrag der Alzheimer Gesellschaft Hamburg e.V. zu Traumata und Demenz für Angehörige und Betroffene. Erfahre mehr darüber, wie Malerei und Kunst uns helfen können. Wir freuen uns auf dich!
Einladung zur Ausstellung zum Download
Wir haben dich inspiriert?
Du möchtest auch mal einen Gastbeitrag bei mir schreiben oder mehr über meine Projekte erfahren?
Dann schreibe mir hier über diesen Blog, über Instagram, Facebook oder LinkedIn eine Nachricht oder lies dir gern andere Beiträge durch:
- Hier liest du, was ich im Dezember alles gemacht habe
- Hier hat Dennis Maulbetsch geschrieben, warum er in unserer Zukunft unbedingt Gemeinschaft sieht
- Und hier liest du, warum Elena Garcia fest an Hybrides Arbeiten glaubt
Schreibe einen Kommentar