😊 …Hallo Leute… 😊
Hier ein schönes Interview von Ramona Dabringer von der Uni Kiel.
„Weil Heiko Kolz niemanden fand, der ihm Fragen zur sozialen Ungerechtigkeit in der Wirtschaft beantworten konnte, ging er dem Thema einfach selbst auf den Grund.
Herausgekommen sind zwei großartige Projekte: „Plurale Ökonomie“ und „Rock Your Life“.
Was dahinter steckt und ob er Antworten auf seine Fragen gefunden hat, lesen Sie hier.“
„Was genau ist „Plurale Ökonomie“?
Heiko Kolz: Plurale Ökonomie, oder wie es hier bei uns in Kiel heißt, pluralist economics, beschäftigt sich mit all den Fragen, welche die Wirtschaft ansonsten nicht so stark thematisiert. Es geht um soziale Aspekte, Altruismus, feministische Ökonomie, ökologische Ökonomie… Wir wollen diese Ansätze mehr in die Köpfe der Menschen und vor allem mehr in die Lehre bringen.
Warum hast du dich für diese Themen entschieden? Was hat dir bisher gefehlt?
Heiko Kolz: In der Wirtschaft geht es zu einem großen Teil lediglich um Nutzenmaximierung, alles wird in Euros aufgerechnet. Irgendwann fragte ich mich, wo der soziale Aspekt bleibt und wieso die Lehre nicht stärker darauf eingeht. Der Verein pluralist economics läuft jetzt endlich als offizielle Hochschulgruppe und über das Netzwerk Plurale Ökonomie versuchen wir, mehr von diesen sozialen Gedanken in die Lehre zu übertragen.
Warum hast du die Gründung angeschoben? Was ist dein persönlicher Bezug?
Heiko Kolz: Ich kann in meinem bisherigen Lebenslauf auf vieles zurückblicken. Angefangen habe ich bei der Bundeswehr, machte dann eine Ausbildung zum Dachdecker und arbeitete auch 5 Jahre in diesem Beruf. Das war die Zeit, in der ich gemerkt habe, dass es nicht gerecht ist, dass ein Handwerker den ganzen Tag lang harte Arbeit verrichtet, Werte und Produkte schafft und mit 12 Euro in der Stunde nach Hause geht. Manager dagegen bekommen ein Vielfaches davon! Ich machte mir darüber Gedanken und befasste mich näher mit den Themen der Wirtschaft. Ich machte mein Abitur nach und studierte anschließend VWL in Kiel. Hier wollte ich eine Antwort auf meine Fragen finden.
Und, konntest du Antworten finden?
Heiko Kolz: Nicht so richtig. Die Lehre vermittelt in wirtschaftlichen Fächern viele Grundlagen, aber nicht wirklich die essentiellen Ideen. Nach meinem Bachelor weiß ich nun nicht mehr als vorher. Deswegen treten wir mit dem Verein jetzt selbst dafür ein, sprechen mit den Dozenten und bauen ein Netzwerk auf, das sich mit diesen konkreten Fragen beschäftigen kann. Der Ursprungsgedanke war es, ein kleines Weltwirtschaftsinstitut aufzubauen. Es soll zum Beispiel um Themen wie das Grundeinkommen gehen.
Meiner Meinung nach wird im Studium viel zu wenig Wert darauf gelegt, dass die Studenten sich ihre eigenen Ideale erarbeiten können. Es wäre eine tolle Sache, wenn die Klassiker, wie zum Beispiel Adam Smith, über die sonst immer nur gesprochen wird, selbst gelesen werden, damit jeder Student seine eigene Schlussfolgerung daraus ziehen kann.
Ist dieser Denkansatz neu?
Heiko Kolz: Nein. Es gibt schon viele gute Initiativen, auch in Kiel, die sich mit genau diesen Dingen beschäftigen. Leider wissen viele Studenten nichts davon und es wird auch sehr wenig dafür geworben. Auch hier muss sich etwas ändern. Denn wenn Studenten nach ihrem Studium selbst die Basis für das fehlt, was sie im Job vermitteln sollen: Wie sollen sie es dann erklären?
Rock Your Life ist das zweite Projekt, das du gerade in den Startlöchern stehen hast. Erkläre es doch kurz.
Heiko Kolz: Rock Your Life bringt Studierende mit Schülern zusammen, die aus sozial/wirtschaftlichen oder familiär benachteiligten Verhältnissen kommen: die Studierenden dürfen in eine Mentorenrolle schlüpfen und den Schüler 2 Jahre lang begleiten.
Es geht darum, Verbindungen zu schaffen, den Schülern Unterstützung zukommen zu lassen und allen Beteiligten etwas Positives mitzugeben. Es gibt Workshops und Seminare zu Themen wie Bewerbungen oder Zeitmanagement und auch mal eine Firmenführung. Jeder kann also etwas für sich daraus gewinnen. Wir sind gerade in der Gründungsphase und hoffen, dass RYL in Kiel genauso gut ankommt wie in anderen Städten, wo dieses Mentorenprogramm schon lange läuft!
Bei so vielen Projekten lernt man sicher viel: Welche beruflichen Kompetenzen und Fähigkeiten konntest du ausbilden?
Heiko Kolz: Ich habe mit jedem Projekt neue, spannende Aufgaben bekommen. Mal kamen andere auf mich zu, mal habe ich selbst die Gründung in die Hand genommen. Es ging um Projektgründung, um Ideensammlung, um Steuer-und Gewerbefragen. Wichtig ist es, einfach anzufangen. Es ändert sich nichts, wenn man darauf wartet, dass es von alleine geschieht.
Ich habe ein Netz im Kopf und versuche, die unterschiedlichen Bereiche, in denen ich tätig bin, zu verbinden und das große Ganze darin zu sehen. Es läuft einfach sehr viel über Kontakte und auch den Willen, etwas zu tun.
Gab es Stolpersteine, wie bist du damit umgegangen?
Heiko Kolz: Hindernisse oder Komplikationen haben sich nach und nach aufgetan aber genauso schnell auch wieder erledigt. Es gab immer Menschen, die ich mit der Zeit kennengelernt habe, die mir mit gewissen Probleme weiterhelfen konnten. Es entwickelt sich mit der Zeit ein großes Netzwerk, irgendjemanden kann ich immer um Hilfe bitten. Das ist ein gutes Gefühl, was mir sicherlich auch zukünftig weiterhelfen wird.
Was hat sich für dich persönlich und an der CAU aufgrund der Gründungen verändert?
Heiko Kolz: Der Weg ist geebnet für Themen wie Nachhaltigkeit und soziale Aspekte. Mit der Eintragung als Hochschulgruppe haben wir auch endlich den offiziellen „OK“-Stempel der Uni bekommen. Wir werden ernst genommen und auch das Thema selbst.
Welchen Wert bzw. Nutzen hatte deine Arbeit für PerLe/CAU?
Als ich beim Workshop zu Social Entrepreneurship mitmachte, lernte ich dort Frauke kennen (PerLe). Ich erzählte ihr von meiner Idee und sie war sofort begeistert. PerLe ist ein guter Ort, um seine Ideen auszugestalten. Frauke hat mir viel geholfen und mir Kontakte sowie Räumlichkeiten für Treffen vermittelt.
Deine praktischen Tipps zur Gründung einer Hochschulgruppe an der CAU?
Heiko Kolz: Einfach machen. Loslegen und der Rest ergibt sich häufig von selbst. Keine Angst haben, vor dem, was kommen kann.
Wenn es dann zur Gründung kommt, ist es wichtig, dass man sieben Personen hat, die man für eine Gründung braucht. Diese Sieben sollten auf jeden Fall motiviert sein, damit gleich der Anfang ein guter Start ist. Wichtig ist dann vor allem, dass die Aufgaben von Treffen zu Treffen klar verteilt werden und jeder die auf sich zugeschnittenen Aufgaben erhält. Dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen!
Vielen Dank für das Gespräch!“
Interview von Romana Dabringer mit Heiko Kolz:
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